Samstag, 13. Dezember 2025

🚀 Von der Vision zur Realität: Warum wir uns neu entscheiden mussten

Globales Lernen und Global Citizenship Education: Neue Bildungswege für Gerechtigkeit, Inklusion und Zukunft



Wir leben in einer Zeit, in der sich Krisen überlagern: Klimawandel, Kriege, soziale Spaltung, Digitalisierung und Migration verstärken sich gegenseitig und prägen unseren Alltag. Globales Lernen und Global Citizenship Education (GCED) sind Antworten der Bildung auf diese „Polykrise“, weil sie helfen, Zusammenhänge zu verstehen, Verantwortung zu übernehmen und konstruktiv zu handeln – in Schule, Beruf, AMS-Kursen oder im eigenen Stadtteil.

Statt nur aus nationaler Perspektive zu denken, lädt Globales Lernen dazu ein, die Welt als vernetzten Raum zu sehen, in dem Entscheidungen hier Auswirkungen anderswo haben – und umgekehrt. Bildung wird damit zu einem Ort, an dem nicht nur Wissen vermittelt wird, sondern auch Empathie, Gerechtigkeitssinn und Mut zur Veränderung wachsen können.

Was Global Citizenship Education im Kern ausmacht

UNESCO beschreibt Global Citizenship Education als einen Rahmen, in dem Bildung Wissen, Werte, Haltungen und Kompetenzen verbindet, damit Menschen sich als Teil einer gemeinsamen Menschheit verstehen und für Menschenrechte, Demokratie, Frieden und Nachhaltigkeit eintreten. GCED fordert Bildung heraus, machtkritischer, inklusive und weltbezogener zu werden, statt nur Inhalte abzuarbeiten.

Im Zentrum stehen drei Dimensionen: Erstens die kognitive Dimension, also globale Themen wie Klimakrise, Ungleichheit, Rassismus oder Kriege verstehen zu lernen. Zweitens die sozial-emotionale Dimension, in der es um Empathie, Solidarität und ein Zugehörigkeitsgefühl zur Menschheit geht, das über Grenzen hinausreicht. Drittens die handlungsorientierte Dimension, in der Lernende ermutigt und befähigt werden, sich einzumischen, solidarisch zu handeln und konkrete Veränderungen anzustoßen.

GCED ist eng mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs) verbunden, besonders mit Ziel 4.7, das fordert, dass alle Lernenden Kompetenzen für nachhaltige Entwicklung, Menschenrechte, Gleichstellung der Geschlechter und globale Bürgerschaft erwerben. In dieser Perspektive kann jede Unterrichtsstunde, jeder Workshop, aber auch jede berufliche Weiterbildung zu einem Ort werden, an dem globale Zusammenhänge sichtbar und Handlungsspielräume erfahrbar werden.

Globales Lernen, SDGs und Gendergerechtigkeit

Globales Lernen greift direkt in die Debatte um Geschlechtergerechtigkeit und gleiche Chancen ein, weil es fragt, wer Zugang zu Bildung, Ressourcen und Mitsprache hat – und wer nicht. Die Agenda 2030 macht deutlich, dass es ohne hochwertige, inklusive Bildung (SDG 4) und echte Geschlechtergerechtigkeit (SDG 5) keine nachhaltige Entwicklung geben wird.

Formate wie die „Zukunftsdialoge Globales Lernen 2025: Gendergerechtigkeit durch (welche?) Bildung?“ nehmen genau diese Fragen auf. Dort wird diskutiert, wie Bildung aussehen muss, die starre Rollenbilder hinterfragt, Ungleichheiten abbaut und Menschen befähigt, sich für Gleichstellung, Demokratie und Frieden einzusetzen – in Schulen, Hochschulen, Erwachsenenbildung und der politischen Praxis.

Inklusion und neurodiverse Perspektiven – Legasthenie als Ressource

Ein zentrales Anliegen von Global Citizenship Education ist Inklusion: Niemand soll aufgrund von Behinderung, Lernschwierigkeiten, Herkunft, Sprache, Geschlecht oder sozialem Status ausgeschlossen werden. UNESCO betont, dass inklusive Bildungssysteme geschaffen werden müssen, damit wirklich alle Menschen gleichberechtigt lernen und teilhaben können.

Dazu gehören ausdrücklich auch Menschen mit Legasthenie oder anderen unsichtbaren Beeinträchtigungen, deren Potenziale im Bildungssystem und am Arbeitsmarkt noch zu oft übersehen werden. Neurodiverse Menschen bringen häufig besondere Stärken mit – etwa kreative Problemlösung, ungewohnte Blickwinkel, hohe Sensibilität für Ungerechtigkeiten oder große Ausdauer bei Themen, die sie interessieren. Globales Lernen fordert, diese Perspektiven nicht nur „mitzudenken“, sondern aktiv einzubeziehen und Lern- und Arbeitsräume so zu gestalten, dass diese Stärken sichtbar und wirksam werden können.

Wenn Inklusion ernst gemeint ist, bedeutet das: Bildung und Arbeitswelt öffnen sich für verschiedene Lernwege und Lebensläufe, statt nur klassische, akademische Biografien zu bevorzugen. Menschen, die mit Legasthenie leben oder als Gastarbeiter:innen nach Österreich gekommen sind, bringen Erfahrungen mit, die für eine globale Perspektive immens wertvoll sind – etwa mehrsprachige Lebensrealitäten, Erfahrungen mit Migration, Anpassungsfähigkeit und ein hohes Maß an Problemlösung im Alltag.

Globales Lernen in der Praxis: vom Klassenzimmer bis zur Erwachsenenbildung

























Globales Lernen zeigt sich zum Beispiel in Schulen, wenn Schüler:innen zu Themen wie Klimagerechtigkeit, globalen Lieferketten, Flucht und Migration oder Menschenrechten arbeiten und dabei bewusst unterschiedliche Perspektiven einbeziehen. Es entsteht, wenn Lehrkräfte nicht nur Fakten prüfen, sondern Räume für Fragen, Zweifel, eigene Erfahrungen und Diskussionen öffnen und Lernende dazu ermutigen, Ungerechtigkeiten zu benennen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Genauso relevant ist Globales Lernen in der Erwachsenenbildung, in AMS-Trainings und in betrieblichen Weiterbildungen. Wenn dort über faire Arbeit, Digitalisierung, globale Märkte, Diskriminierung oder die Transformation von Branchen gesprochen wird, können Teilnehmende ihre persönlichen Biografien mit globalen Entwicklungen verknüpfen – etwa Arbeitsmigration, prekäre Beschäftigung oder die Chancen und Risiken von KI-gestützten Systemen. So entstehen Lernräume, in denen gesellschaftliche Veränderungen nicht nur „von oben erklärt“, sondern gemeinsam reflektiert und mitgestaltet werden.

Selbstlernen, Digitalisierung und neue Lernwege

In einer digital vernetzten Welt spielt Selbstlernen eine immer größere Rolle, und genau hier bekommt Globales Lernen eine neue Dimension. Menschen nutzen Online-Plattformen für Digital Skills, offene Lernmaterialien, Webinare und KI-Tools, um sich unabhängig von formalen Bildungswegen weiterzubilden und eigene Lernpfade zu gestalten.

Gerade für Personen ohne akademischen Abschluss oder mit Lernschwierigkeiten können diese digitalen Lernwege eine große Chance sein. Wer konsequent an Weiterbildungen teilnimmt, zum Beispiel über AMS-Kurse oder europäische Digital-Skills-Plattformen, und diesen Lernweg transparent dokumentiert, zeigt wichtige Zukunftskompetenzen: Selbstorganisation, digitale Kompetenz, Reflexionsfähigkeit und Verantwortungsbereitschaft. Eine persönliche Website oder ein Blog, der die eigenen Lernschritte, Projekte und Erfahrungen sichtbar macht, wird so zum Lern-Portfolio – und gleichzeitig zu einer Ressource für andere, die in einer ähnlichen Situation sind.

Globales Lernen als gemeinsames Zukunftsprojekt

Global Citizenship Education und Globales Lernen laden dazu ein, Bildung nicht nur als individuelles „Karriereprojekt“, sondern als gemeinsames Zukunftsprojekt zu verstehen. Es geht darum, Menschen zu stärken, die bereit sind zu lernen, Verantwortung zu übernehmen und neue Wege zu gehen – unabhängig davon, ob sie einen akademischen Abschluss haben oder mit Legasthenie leben.

Die zentralen Fragen lauten: Welche Geschichten fehlen in unseren Klassenzimmern, Weiterbildungen, Teams und Medien? Welche Stimmen werden bisher kaum gehört, obwohl sie viel zur Gestaltung einer gerechten, friedlichen und nachhaltigen Welt beitragen könnten? Und was kann jede und jeder von uns tun – als Lernende, Lehrende, Arbeitgeber:in oder Arbeitsuchende –, damit Bildung inklusiver, gerechter und zukunftsfähiger wird?

Globales Lernen bietet keinen einfachen Fahrplan, aber es öffnet einen Raum, in dem diese Fragen gestellt und gemeinsam bearbeitet werden können. Genau darin liegt seine Kraft: Es verbindet persönliche Geschichten mit globalen Herausforderungen – und macht deutlich, dass jede Biografie, auch jenseits klassischer Bildungswege, ein wertvoller Teil dieses weltweiten Lernprozesses sein kann.

Was denkt ihr? Wie findet ihr das aktualisierte Design/Konzept? Lasst uns wissen, was euch besonders ins Auge sticht!

Vielen Dank fürs Lesen! 😊


Beitrag von: Stevo Zelenović